Hamburger Wissenschaftspreis: Mikrobiologe für seinen Kampf gegen Infektionskrankheiten geehrt

Stand: 16:58 Uhr Kampf gegen Seuchen Fabian Leendertz, Biologe und Veterinärmediziner Quelle: picture alliance/dpa/dpa-ZB/Stefan Sauer Seit mehr als 20 Jahren erforscht Fabian Leendertz Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Dafür wurde er jetzt in der Kategorie „One Health“ mit dem Hamburger Wissenschaftspreis ausgezeichnet. Anzeige Anzeige

Der Direktor des Helmholtz-Instituts für „One Health“ (HIOH), Fabian Leendertz, ist am Donnerstag mit dem mit 100.000 Euro dotierten Hamburger Wissenschaftspreis ausgezeichnet worden. Er erhielt den Preis im Hamburger Rathaus aus den Händen vom Präsidenten der Akademie der Wissenschaften in Hamburg Mojib Latif und der Stifterin Eva-Maria Greve. Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg würdigte damit die herausragende Forschungsarbeit des Tierarztes und Mikrobiologen zum One-Health-Konzept, wonach die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander zusammenhängt.

Der Hamburger Wissenschaftspreis wurde an den Tierarzt und Mikrobiologen Fabian Leendertz (Mitte) verliehen. Überreicht wurde er von Eva-Maria Greve und Mojib Latif Quelle: Akademie der Wissenschaften Hamburg Anzeige

Latif erklärte, die Akademie schätze sichh glücklich einen „so herausragenden Wissenschaftler mit dem Preis zu Ehren. „Corona hat uns gezeigt, wie wichtig die interdisziplinäre Forschung ist“, erklärte Latif. Das Thema „One Health“ sei ein einzigartiges Konzept, das die menschliche Gesundheit mit dem Tierreich und der Umwelt in einem interagierenden System verknüpfe. Leendertz habe in diesem Bereich „Großartiges geleistet“.

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Leendertz erforscht seit mehr als 20 Jahren Zoonosen, also vorrangig Krankheitserreger aus dem Tierreich, die auf den Menschen überspringen. Er gehöre zu den weltweit führenden Experten auf diesem Gebiet und habe sich einen Namen gemacht bei der Untersuchung der Ursprünge tödlicher Krankheitsausbrüche wie Anthrax, Ebola, Affenpocken und dem Coronavirus SARS-CoV-2.

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Thomas Mettenleiter, Virologe und Akademiemitglied, sagte in seiner Laudatio, Leendertz sei „ohne Zweifel einer der Pioniere“ von One-Health-Forschung. Leendertz habe „sich zum Ziel gesetzt, grundlegende Mechanismen des Auftretens neuer Krankheitserreger sowie deren Rolle im Zusammenspiel zwischen Mensch-, Tier- und Umwelt-Gesundheit zu verstehen und damit zu einer wirksameren Pandemievorsorge und -prävention beizutragen.“

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Der 1972 in Krefeld geborene Mikrobiologe ist seit 2021 Professor für One Health an der Universität Greifswald und Gründungsdirektor des HIOH. Im selben Jahr wurde er in die zehnköpfige Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation WHO berufen, die den Ursprung der Covid-19-Pandemie erforscht.

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Schon seit Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere interessiert sich der 51-Jährige für den Ursprung von Krankheitsausbrüchen. Für seine Dissertation untersuchte er das gehäufte Sterben von Schimpansen im Nationalpark Taï an der Elfenbeinküste und entdeckte einen neuen Typus von Milzbrand (Anthrax). Als Postdoktorand leitete Leendertz am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig die Gruppe zu Primatenkrankheiten. Auf die Leitung der Nachwuchsgruppe zu „Emerging Zoonoses“ am Robert-Koch-Institut folgte ebenda von 2012 bis 2021 die Leitung der Projektgruppe „Epidemiologie hochpathogener Erreger“. In dieser Funktion leitete er die Untersuchung zum Ausgangspunkt des westafrikanischen Ebola-Ausbruches im Jahr 2014.

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„Die menschliche Gesundheit lässt sich nicht mehr isoliert betrachten“, sagte Leendertz im vergangenen Jahr anlässlich der Gründung des One-Health-Instituts in Greifswald. „Wir haben in den vergangenen Jahren lernen müssen, dass sie eng mit der Gesundheit von Tieren, der Umwelt und auch der ökologischen Diversität verwoben ist“. Die Überwachung und Verbesserung der Gesundheit von Mensch und Tier sowie von Umwelt- und Klimafaktoren sollten Ansätze zur Bewältigung der Herausforderungen durch Infektionskrankheiten liefern.

Der Hamburger Wissenschaftspreis wird alle zwei Jahre von der Akademie der Wissenschaften in Hamburg vergeben, 2023 wurde er zum achten Mal ausgeschrieben. Den Preis stiftet die Hamburgische Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve. Die erste Ausschreibung für das Jahr 2009 war dem Thema Infektionsforschung gewidmet, es folgten die Themen Energie (2011), Demenz (2013), Nanowissenschaften (2015), Energieeffizienz (2017), angeborene seltene Erkrankungen (2019) und Künstliche Intelligenz in der Medizin (2021).

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