Spielzeit 2024/25: Höhepunkte der neuen Theatersaison

Stand: 16:34 Uhr Stefan Grund Redakteur Martin Györffy, Produktionsleiter, zeigt ein Modell des Malersaals nach Ideen der Künstlerin Johanna Oschatz Quelle: dpa/Marcus Brandt Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen. Podcast freigeben Wie Karin Beier am Deutschen Schauspielhaus ihren Erfolgskurs fortsetzen will – und was Joachim Lux in seiner letzten Spielzeit am Thalia Theater plant. Eine Übersicht über die wichtigsten Premieren. Anzeige Anzeige

Schauspielhaus-Intendantin Karin Beier, die mit der Pentalogie „Anthropolis“ in der laufenden Saison höchst erfolgreich den Anfängen der Zivilisation nachspürte, widmet sich in der kommenden Saison in acht Premieren im großen Haus brennenden Problemen, unter denen die zivilisierte Welt aktuell leidet. Die „Anthropolis“-Reihe bleibt im Programm. Marathon-Karten für alle fünf Stücke an einem Wochenende sind seit Freitag, dem 19. April erhältlich. Einzelkarten gibt es ab August. Unter anderem diese Reihe sorgt dafür, dass das Schauspielhaus laut Intendantin Karin Beier und Geschäftsführer Friedrich Meyer „sehr erfolgreich“ ist. Bis Ende März kamen in der laufenden Saison 143.000 Zuschauer. Meyer prognostiziert daher für die gesamte Saison mehr als 200.000 Zuschauer, auf jeden Fall sei das Vorcoronaniveau wieder erreicht.

Karin Beier inszeniert zur Eröffnung „Herr Puntila und sein Knecht Matti“

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Zur Eröffnung der Saison führt Beier selbst Regie und greift mit Bertolt Brechts „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ die Frage nach sozialer Gerechtigkeit auf – mit einem spektakulären Ensemble: Joachim Meyerhoff, Lilith Stangenberg, Jan-Peter Kampwirth, Maximilian Scheidt, Josef Ostendorf, Kristof Van Boven, Michael Wittenborn und Lars Rudolph sind am 19. September mit von der finnischen Landpartie, wie am Freitag bekanntgegeben wurde.

Es folgt eine maschinelle Poesie-Analyse: „Die Maschine oder: Über allen Gipfeln ist Ruh“ von Georges Perec befasst sich mit den Unterschieden zwischen künstlicher und menschlicher Intelligenz. Regisseurin Anita Vulesica gibt mit der Uraufführung am 12. Oktober ihr Schauspielhaus-Debüt. Die künstliche Intelligenz spielt erneut am 26. April 2025 eine Rolle, wenn Falk Richter und Choreografin Anouk van Dijk ihr einen Themenabend unter dem Titel „A Perfect Sky“ widmen.

Erich Kästners „Fabian“ als Warnung vor dem Abgrund

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Katie Mitchel inszeniert „Bernarda Albas Haus“ von Alice Birch nach Frederico Garcia Lorca (Premiere am 2. November). Die große Tragödie aus dem 20. Jahrhundert erzählt von weiblicher Unterdrückung und Generationenkonflikt. „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ von Erich Kästner ist ein bewegendes Zeugnis eines Mannes, der im Alltag in der Weimarer Zeit ohnmächtig die Katastrophe kommen sieht, eine Warnung vor politischen Extremisten und anderen Feinden der Demokratie. Die bleibt auf mündige Bürger angewiesen, damals wir heute. Dusan David Parizek inszeniert den Aufruf zur Wachsamkeit. „Ein Sommer in Niendorf“ von Heinz Strunk als Arbeit von Studio Braun nimmt ebenfalls im Alltag ihren Anfang, und zwar am Timmendorfer Strand, an den sich ein Anwalt zurückzieht, um ein Buch zu schreiben, wozu er alsbald nicht mehr kommt.

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Weitere Premieren und weitere Reihen gibt es in der kommenden Saison im Malersaal, der als „Realnische 0, oder: Die Aufarbeitung der Zukunft“ zu einem künstlerischen Think- und Playtank weiterentwickelt wird. Die Malerin und Bühnenbildnerin Johanna Oschatz gestaltet den Saal in einer Installation aus Teilen alter Bühnenbilder komplett neu. Inhaltlich geht es um den Tod: den der Lebenswelt, den eigenen und den der Demokratie. Den Auftakt macht am Eröffnungswochenende, am 21. September „Zusammenstoß. Ein höchstwahrscheinlicher Irrtum“ von Kurt Schwitters, gefolgt von „Der eigene Tod“ von Péter Nádas (9. November) und „Gesetze schreddern. Eine klimagerechte Entsorgung des deutschen Grundgesetzes“ von Kevin Rittberger.

Sieben große Premieren in der letzten Saison von Joachim Lux

Am Thalia Theater stellte Joachim Lux kurz vor dem Schauspielhaus seine 16. und damit letzte Saison im Amt des Thalia-Intendanten vor: Geplant sind zum laufenden Repertoire sieben Premieren und fünf Wiederaufnahmen älterer Erfolgsstücke aus den vergangenen 15 Jahren im großen Haus, darunter der „Faust I und II“-Marathon von Nicolas Stemann aus dem Jahr 2011. Eröffnet wird die Spielzeit am 15. September mit einer Bühnenfassung des Romans „Blue Skies“ von T.C. Boyle, in dem eine ganz normale amerikanische Familie mit der Klimakatastrophe kämpft. Regie führt Jan Bosse.

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Gewagt geht es weiter, wenn Bestseller-Autorin Dörte Hansen gemeinsam mit Regisseur Antú Romero Nunes den Tschechow-Klassiker „Der Kirschgarten“ in das Stück „Der Apfelgarten“ umschreibt (Premiere: 11. Oktober). Noch weit riskanter ist eine Woche später die erste Premiere im Thalia in der Gaußstraße, in der Regisseur Emre Akale mit „Barrrbie ein Puppenheim“ ein Ibsen-Drama in die Mangel nimmt (18. Oktober). Regisseur Nicolas Stemann greift solide „Die Orestie“ (nach Aischylos/ Sophokles/ Euripides) auf und spürt der Frage nach dem Kreislauf von Gewalt und Rache in der Menschheitsgeschichte nach. Für die Koproduktion mit den Salzburger Festspielen 2024 kehren die ehemaligen Thalia-Schauspieler Sebastian Rudolph und Patricya Ziólkowska ans Alstertor zurück. Die Premiere in Hamburg ist am 30. Oktober.

Regisseurin Jette Stecke bringt Jelineks „Asche“ und „Die Jahre“ von Ernaux

Der dem Thalia-Theater seit Jahren verbundene, in seiner russischen Heimat verfolgte Regisseur Kirill Serebrenniko widmet dem einstigen sowjetischen Avantgarde-Filmregisseur Sergey Paradjanov (1924-1990) einen Abend unter dem Titel „Legende“ mit Motiven aus dessen Schaffen, der in einer Koproduktion mit der Ruhrtriennale zur Uraufführung gelangt. Darauf folgt die spannende Theaterarbeit „Alles, was wir nicht erinnern“ nach dem Buch von Christiane Hoffmann. Es thematisiert die millionenfache Vertreibung von Polen aus der Westukraine nach dem Zweiten Weltkrieg und ihre traumatischen Folgen. Regie führt Gernot Grünewald.

Regisseurin Jette Steckel bringt schließlich Elfriede Jelinek jüngstes Werk „Asche“ über die Fragilität menschlichen Seins auf die Bühne. „Ajax im Rausch der Tiefe“ nach Sophokles und Luc Besson wird eine weitere Uraufführung, Regie führt Christopher Rüping (Januar 2025). Mit „König Ubu“ kehrt Regisseur Johann Simons im Februar ans Thalia Theater zurück. Der ungarische Regisseur Kornél Mundruczó steuert „Das letzte Fest“ zum Lux-Abschied bei. Jette Steckel schließlich inszeniert in dessen Thalia-Ära im Mai 2025 zum 19. Mal. Sie beendet den Premierenreigen mit „Die Jahre“ von der politisch umstrittenen französischen Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux. Joachim Lux blickt zufrieden auf die Zuschauerzahlen am Thalia Theater, das traditionell den höchsten Eigenanteil aller Staatstheater einspielt. Zahlen zur laufenden Saison werden in den nächsten Tagen erwartet.

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